03.08.2018

Bewusstsein für kulturelle Unterschiede entwickeln

„Muslime sind offen, über den christlichen Glauben ins Gespräch zu kommen." Dies sagte die Islamwissenschaftlerin und Journalistin Mirjam Holmer (Jerusalem) in dem Seminar „Nehmt einander an – wie Christen Muslime begegnen können".

Bad Blankenburg (DEA) - Christen sollten Menschen anderer Kulturen mit tätiger Liebe begegnen. Das sei einer der besten Wege, etwa geflüchtete Muslime an den christlichen Glauben heran zu führen. Diese Ansicht hat der Sportmissionar und Referent für Migration und Integration bei „Sportler ruft Sportler“, Frank Spratte, in Bad Blankenburg vertreten. In christlichen Gemeinden würden oft Ursache und Wirkung verwechselt und das Handeln nach christlichen Werten als Voraussetzung des Glaubens, nicht als dessen Frucht verstanden.

Spratte forderte von Christen ein deutlicheres Bewusstsein und mehr Gespür für kulturelle Differenzen. Es bestehe eine Unterschied zwischen dem christlichen Abendland und dem christlichen Glauben. Für uns „Westler“ hänge „unsere Frömmigkeit auch von unserer Kultur ab – nicht nur umgekehrt“.

Man könne von einem muslimischen Migranten schwer verlangen, christliche Werte zu achten, während sich hierzulande verschiedene christliche Konfessionen diese gegenseitig absprächen. So würden diese Werte nicht angemessen vorgelebt. Spratte stellte fest, dass es weder eine muslimische, noch eine eine christliche Einheitskultur gebe. „Wenn wir irgendwo anders hingingen, würden wir das auch nicht einfach als Christen tun, sondern als Lutheraner, Baptisten, Katholiken oder Freikirchler“, erklärte Spratte.

Die christliche Werte gründeten sich aus dem Glauben an Jesus und seien von den Werten unseres Kulturkreises zu trennen. „Göttliche DNA gibt es nicht nur hier“, sagte Spratte. Nur im Bewusstsein kultureller Unterschiede sei damit umzugehen, wenn etwa ein Geflüchteter eine Bekehrung erlebe und sich zusammen mit seinen beiden Ehefrauen taufen lasse wolle. Westlich christliche Werte, etwa die Monogamie, entsprängen dem christlichen Glauben. Nicht umgekehrt.

In Seminaren und Workshops haben sich am Donnerstag die Teilnehmer der 123. Allianzkonferenz der Deutschen Evangelischen Allianz in Bad Blankenburg unter anderem mit der Begegnung zwischen Christen und Muslimen sowie der Integration von Flüchtlingen in christliche Gemeinden beschäftigt.

„Muslime sind offen, über den christlichen Glauben ins Gespräch zu kommen." Dies sagte die Islamwissenschaftlerin und Journalistin des Christlichen Medienverbundes KEP e.V., Mirjam Holmer (Jerusalem), in dem Seminar „Nehmt einander an – wie Christen Muslime begegnen können" in der Stadtkirche von Bad Blankenburg. Religiöse Symbole in muslimischen Räumen eigneten sich wunderbar als Gesprächseinstieg. Für Christen sei wichtig, eigene Standpunkte in der Begegnung mit Muslimen konsequent zu vertreten und auch vom eigenen Glauben zu berichten.

Matthias Clausen, Professor für Apologetik an der Evangelischen Hochschule Tabor in Marburg, konstatierte, dass der Inhalt des Christentums zu oft am Fehlverhalten seiner Anhänger gemessen werde. Clausen nannte „Selbstgerechtigkeit“ und „Unfreiheit“ als die häufigsten Gründe dafür, warum Christen oft negative Eindrücke bei anderen Menschen hinterließen. Gerade Christen sollten aus ihrem Selbstverständnis heraus die Freiheit besitzen, eigene Fehler eingestehen zu dürfen. Freiheit bedeute entgegen der dominanten Kultur nicht, alle Auswahlmöglichkeiten auszuschöpfen, sondern sich für die sinnvollste Möglichkeit zu entscheiden.